Die Baby-Schlafschule, das hört sich vielleicht etwas überzogen an. Doch mit einigen, eigentlich recht einfachen und unkomplizierten Tricks und Maßnahmen können wir unseren Babys dabei helfen, schneller zu einem ruhigen, langen Nachtschlaf zu finden. Und das ist gut für das Baby, seine Eltern und etwaige Geschwisterkinder.
Baby-Schlafschule – in fünf Schritten zum ruhigen Schlaf
Etwa ab dem sechsten Monat ist ein Kind soweit, dass man den Schlafrhythmus trainieren kann und mehr und mehr auf den Tag-Nacht-Wechsel ausrichtet. Das Schlaftraining kann beginnen und lässt sich gut in fünf Schritte strukturieren.
Schritt 1: Ein Guter Tagesablauf
Hier ist der erste Schritt unserer Baby-Schlafschule. Der Tagesablauf ist eine sehr individuelle Sache. Wichtig ist nur, dass du deinem Kind durch Regelmäßigkeiten und Rituale Strukturen vermittelst. Dieser Punkt der Baby-Schlafschule wird deinem Kleinen helfen, am Abend gut einzuschlafen und sich nachts zu erholen.
Wenn du berufstätig bist, entsteht ein Tagesablauf durch die Tagesbetreuung von ganz allein. Vollzeiteltern müssen eigene Strukturen entwickeln. Du solltest tagsüber unbedingt rausgehen, wenigstens für einen kurzen Spaziergang. Kind und Elternteil brauchen Kontakt zur Außenwelt, auch Baby- oder Elternkurse sowie Besuche bei Freunden sind ratsam. Die Auswahl an Kursen ist groß: Schon für Babys werden Schwimmkurse, Eltern-Kind-Musikgruppen oder ähnliches angeboten. So kannst du auch neue wertvolle Kontakte knüpfen! Sammle so viele wertvolle Erinnerungen wie du kannst, solange dein Kind so klein ist und lass die Hausarbeit dafür auch mal stehen. Hab diesbezüglich nicht zu hohe Ansprüche an dich selbst. Denn woran wirst du dich in zwanzig Jahren erinnern? Vermutlich nicht an die noch unausgeräumte Spülmaschine…
Und wenn du am Aufräumen bist, integriere dein Kind in den Alltag: Es kann mit dem Wäschestapel spielen oder eine Karotte naschen, während du kochst. Natürlich muss für Sicherheit gesorgt werden: Wenn dein Baby anfängt zu krabbeln, muss das Haus auf Kindersicherheit ausgerichtet sein. Vielleicht lohnt sich die Investition in einen Laufstall. Das Wichtigste: Tagsüber ist die Zeit an dem gespielt, gehalten, geküsst und gekuschelt wird – nicht mitten in der Nacht, wenn ein gesunder Schlafrhythmus gefunden werden soll.
Baby-Schlafschule Schritt 2: Eine gute Umgebung zum Schlafen schaffen
In unserer sogenannten „westlichen Welt“ hat sich über die letzten Generationen hinweg einiges getan und damit den Familienalltag beeinflusst. Frauen fangen früher an zu arbeiten, Großfamilien gibt es kaum, wir können uns mehr und mehr an hochwertigen Babyprodukten leisten. Dazu gehören auch Wiegen und Babybetten – unsere Kleinsten schlafen nun seltener bei uns, was verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringt. Nähe ist und bleibt allerdings wichtig: Wie wäre also ein Mittelweg durch ein in das Bett integrierte Kinderkörbchen? Sie sind meist kuscheliger und günstiger als klassische Stubenwägen. Am Ende hast du die Wahl, was für dich und dein Kind am besten ist. Doch auch abgesehen davon, gibt es einige wichtige Ratschläge hier in der Baby-Schlafschule.
- Die richtige Temperatur
Die optimale Raumtemperatur zum Schlafen liegt zwischen 16 und 20 Grad Celsius halten (ungefähr 60-70 Grad Fahrenheit). Wobei jedes Kind ein anderes Kälte- und Wärmeempfinden hat. Wie dein Kind sich fühlt, kannst du testen, indem du den Nacken befühlst, der weder schwitzig, noch unterkühlt sein sollte. Im Allgemeinen ist eine kühlere Umgebung besser, da der Körper während des Schlafes abkühlen will und in warmer Umgebung, Energie dafür verbrauchen muss, abzukühlen. Babys, die zu warm werden, haben ein höheres Risiko eines plötzlichen Kindstodes zu sterben. Ein angsteinflößender Begriff, der hier aber genannt werden muss, auch wenn es vor allem Babys bis zum 6. Monat betrifft. Lasse nicht unnötig Plüschtiere, Kissen und Co. in der Krippe liegen. Nutze lieber Kleidung in mehreren Lagen, wenn deinem Baby doch kalt werden sollte. Besonders zu empfehlen sind Babyschlafsäcke! Es gibt sie in verschiedenen Varianten, an die jeweilige Jahreszeit angepasst. Bedecke auf keinen Fall den Kopf deines Babys. Außerdem sollten Babys unter einem Jahr keine Stepp- oder Daunendecken benutzen. Bei warmem Wetter hilft ein offenes Fenster oder ein Ventilator in einer sicheren Entfernung von der Krippe.
- Die richtige Beleuchtung
Helles Licht gibt dem Körper das klare Signal: Es ist Tag, du kannst aufstehen. Dunkelheit hingegen sorgt für die erhöhte Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Achte beim Einschlafen darauf, dass die Vorhänge zugezogen sind und installiere womöglich einen Dimmer an der Decke, wenn du eine Zwischenlösung finden willst. Auch beim nächtlichen Füttern sollte nicht sofort das Licht angeschmissen werden. Sollte dein Kind in zunehmendem Alter Angst vor der Dunkelheit haben, musst du dir keine Sorgen machen. Das ist völlig normal. Auch hier gibt es Gadgets wie Nachtlichter, die helfen können. Ganz wichtig: Vermeide flimmernde Bildschirme vom Fernseher, dem Computer, Handy und Tablets im Schlafzimmer. Lies stattdessen aus einem Buch vor und nicht vom iPad. Sonst beförderst du eventuell noch das spätere Bedürfnis deines Kindes, nachts heimlich unter der Bettdecke das Tablet oder Smartphone zu benutzen.
- Die richtige Geräuschkulisse
Viele Eltern kennen das: Ausgerechnet während der Staubsauer läuft, schläft das Kind besonders gut ein. Oder aber es genießt das Geräusch eines Föhns. Das liegt daran, dass Kinder schon in der Gebärmutter von Lauten umgeben sind. Vielen Babys hilft es, wenn es nicht ganz still ist. Deshalb haben sich Schlaflieder und -geschichten so gut in unseren Alltag integriert. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten. Dabei kommt es auf die richtigen Geräusche in der richtigen Lautstärke an. Das sogenannte weiße Rauschen ist das Geräusch, das wir hören, wenn unser Fernseher Sender empfängt. Was dich stört, kann deinem Kind unter Umständen helfen, andere nervige Geräusche auszublenden, wie den Straßenverkehrt oder bellende Hunde. Idealerweise sollte weißes Rauschen eine Intensivität von etwas 50dB haben. Das ist leiser als die durchschnittliche Erwachsenenunterhaltung, und ungefähr die Lautstärke von jemandem, der duscht.
Von schicken Maschinen für weißes Rauschen raten wir eher ab, weil immer wieder Studien erscheinen, die diese als zu laut einstufen. Ein simpler Radiowecker eingestellt auf einen Mittelwellensender genügt. Ebenso wie zum Beispiel Wassergeräusche auf dem Ipod.
Falls das Babybett im Elternschlafzimmer steht, kann sogar der gleichmäßige Atem von dir dafür sorgen, dass dein Kind besser einschläft.
- Die richtige oder die falsche Bewegung
Noch so ein Phänomen: Kaum liegt das Kind im Auto und wird gemütlich durch die Gegend gefahren, schläft es ein. Das regelmäßige Schaukeln kann helfen. Jedoch trügt der Schein. Schlafexperte Marc Weissbluth vergleicht den durch Bewegung veranlassten Schlaf mit dem Schlaf, den ein Erwachsener in einem Flugzeug hat. Wir schlafen nicht so tief und damit nicht so erholsam. Natürlich ist ein Autositz ist ohnehin kein geeigneter Ort für ein Baby, um für längere Zeit zu schlafen. Doch auch abgesehen davon: Viele Eltern bereuen es, wenn sie das Wiegen zum Einschlafen zu sehr zur Gewohnheit machen, da das Kind es dann noch kaum alleine schafft. Versuche also auch hier, mit Geduld und den bereits genannten Methoden Hilfestellung für dein Kind zu leisten.
Baby-Schlafschule Schritt 3: Die richtige Zeit festlegen
Zu einem regelmäßigen und guten Tagesablauf gehören feste Zu-Bett-Geh-Zeiten am Abend. Tatsächlich unterscheiden sich unsere Kinder in dieser Hinsicht von uns und noch mehr von vorherigen Generationen. Heutzutage schlafen Kinder im Durchschnitt weniger als früher. Während Kinder früher vor allem viel Zeit im Freien verbrachten, stehen heute Vereine und Musikkurse auf dem Plan. Ein so voller Terminplan kann dafür sorgen, dass sich der Abendablauf nach hinten verschiebt. Nicht falsch verstehen: Generell ist es nichts Schlechtes, dass Körper und Geist gefragt sind. Vereine und Co. schulen das soziale Verhalten, aber genauso die Fähigkeit, sich selbst zu beschäftigen. Kinder schöpfen Selbstbewusstsein aus ihren Erfolgen in Freizeitaktivitäten, was sie abends zufrieden und müde macht. Hinzu kommt, dass Eltern heute länger arbeiten als früher und ihren Kindern häufig erlauben, länger aufzubleiben – allein schon, um selbst noch ein wenig Zeit mit ihnen zu haben. Doch Kinder brauchen ihren Schlaf und die Chance, gesunde Angewohnheiten zu entwickeln. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Kinder, die später ins Bett gehen, die Nacht eher durchschlafen. Im Gegenteil: Übermüdete Kinder schlafen nicht leicht ein und sie tendieren dazu, früher aufzuwachen, als wenn sie zu einer angemessenen Zeit ins Bett geschickt wurden.
Der folgenden Tabelle kannst du ungefähre Richtlinien entnehmen, wie viele Stunden Schlaf dein Kind braucht. Wenn es diese nicht bekommt, solltest du vielleicht über frühere Schlafenszeiten nachdenken. Aber natürlich sind Kinder unterschiedlich. Achte also auf das generelle Wohlbefinden deines Kindes.
Alter | Schlafbedarf pro 24 Std. |
0 – 3 Monate | 16 – 18 Stunden |
3 Monate – 2 Jahre | 12 – 15 Stunden |
3 – 5 Jahre | 10 – 12 Stunden |
6 -13 Jahre | Rund 10 Stunden |
14 – 17 Jahre | 8 – 10 Stunden |
Baby-Schlafschule Schritt 4: Die schwierige letzte Stunde vorm Schlafengehen
Die letzte Stunde bevor dein Baby schlafen geht ist entscheidend, da die Stimmungslage des Kindes jetzt bestimmt, wie leicht es in den Schlaf sinken wird. Anfangs helfen eine gute Planung und ein fester Ablauf. Nur wenn der Ablauf gut etabliert ist, kannst du dir leisten, leicht davon abzuweichen, um Gewohnheiten des Kindes nicht zu gefährden. Es gibt einige Kniffe, die helfen, einen solchen Ablauf aufzubauen. Welche das sind, sagt dir die Baby-Schlafschule:
- Die letzte Mahlzeit
Es ist wichtig, Essen vom Schlafen klar zu trennen und dem Babymagen genügend Verdauungszeit Zeit zu geben. Auf vollen Magen zu schlafen gehen, kann unangenehme Probleme wie Reflux oder Bauchschmerzen verursachen. Süße Getränken und Speisen sollten aus gesundheitlichen Gründen vermieden werden, aber auch, weil sie als Wachmacher fungieren können.
- Nicht an die Flasche gewöhnen
Wenn sich dein Baby angewöhnt, vor dem Schlafengehen die Flasche zu bekommen, wird es diese mit dem Schlaf in Verbindung bringen. Das erschwert den Lern-Prozess des eigenständigen Einschlafens. Außerdem führt eine Flasche beim Schlafengehen zu Karies, wenn dein Baby erst einmal Zähne hat. Ein guter Zeitpunkt um dein Baby von der Flasche zu entwöhnen ist zwischen 6 und 9 Monaten. Wenn du die Brust gibst, gehe sicher, dass du ausreichend stillst, bevor du dein Baby zum Schlafen hinlegst – aber nicht als Methode, um deinem Baby zu helfen, einzuschlafen.
- Ein Schnuller als Übergangslösung
Ein Schnuller trifft nicht immer auf Zufriedenheit. Wenn dem so ist, kann er als Übergangslösung genutzt werden. Jedoch solltest du dein Baby von seinem Schnuller entwöhnen, wenn es zwischen 6 und 12 Monaten alt ist. Ansonsten kann der Zahnwuchs beeinträchtigt werden oder sogar die Sprachentwicklung. Ganz wichtig: Tauche einen Schnuller nie in etwas Süßes wie Saft oder Honig, weil es das Bedürfnis nach süßen Dingen fördert und für Karies sorgen kann. Überprüfe den Schnuller außerdem regelmäßig auf Löcher und sterilisiere ihn wie eine Milchflasche.
- Einschlafrituale
Die Welt ist für ein Kind besonders aufregend und neu. Damit dein Kind sich am Abend trotz all der neuen Eindrücke beruhigen kann, solltest du selbst Entspannung ausstrahlen. Sie wird sich auf dein Kind übertragen. Gönne euch Beiden regelmäßige Einschlafrituale und Zeit, um runter zu kommen. Beispiele für Einschlafrituale: Geschichten erzählen oder vorlesen, Hörspiele hören, gemeinsam ein Schlaflied singen, über die Eindrücke des Tages reden und schließlich ein Gute-Nacht-Kuss. Manchmal geht Kindern auch noch etwas durch den Kopf, das sie nicht schlafen lässt. Dann redet über die Ereignisse des Tages: Was war heute los? Was war nicht so schön? Was hat besonders viel Spaß gemacht?
Vermittle deinem Kind, dass das Zuhause ein Ort ist, an dem über alles gesprochen werden kann. Klar, dieser Tipps ist für Babyeltern noch nicht wirklich anwendbar. Es ist aber eine schöne Sache, die Eltern von Kindern ab etwa 2 Jahren beherzigen sollten.
- Kuscheltiere, Schnuffeltücher & Co.
Um die abendliche Trennung von den Eltern zu erleichtern, dürfen Hase, Bär und Schnuffeltuch zum Einsatz kommen, sofern dein Kind älter als 12 Monate ist. Sie können bereits tagsüber wichtige Begleiter sein oder speziell mit der Schlafenszeit und dem Bett in Verbindung gebracht werden.
- Die „Dinge-am-Tag-vorher-erledigen-Philosophie“
Diese Methode schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Es hilft dir bei der Organisation des Folgetages und beruhigt gleichzeitig dein Kind. Lege das saubere Bettzeug am Abend vorher raus, ebenso die Windel und das Badehandtuch für die Badezeit. Das erspart Stress am nächsten Morgen. Du kannst das auch mit deinem Kind gemeinsam tun. Wenn dein Baby zur Kindertagesbetreuung geht, ist das die Zeit, um Anziehsachen für den nächsten Tag bereit zu legen und den Windelbeutel aufzufüllen. Diese Gewohnheit der guten Vorbereitung wird umso wichtiger, je älter das Kind ist – vor allem wenn die Schulzeit ansteht.
- Sei wirklich da
Verbringe die letzte Stunde mit vollster Aufmerksamkeit auf dein Baby. Dein Ziel am Ende der Stunde ist es, das Baby hinzulegen und es zu ermutigen, von sich aus einzuschlafen. Wenn du jetzt eine schöne Zeit mit ihm verbringst, wird es sich nicht deiner Anwesenheit beraubt fühlen und zufriedener und ausgeglichener einschlafen.
Baby Schlafschule Schritt 5: Einschlafen
Der finale Schritt der Baby-Schlafschule ist das selbstständige Einschlafen unserer Kleinsten. Das bedeutet, dass dein Kind bereits schläfrig, aber noch wach sein sollte, wenn du es ins Bett bringst. Wenn es erstmal gelernt hat, am Abend selbstständig einzuschlafen, wird ihm das auch gelingen, wenn es mitten in der Nacht aufwacht. Die vorhergegangene, gut ausgelebte und verbindende, gemeinsame Zeit mit deinem Baby, wird ihm so viel Sicherheit geben, dass es nun alleine bleiben kann. Protest ist hier und da normal, doch am Ende hast du ihm dabei geholfen, eine wichtige Fähigkeit zu erlernen.
Wir hoffen, du konntest in unserer Baby-Schlafschule einige hilfreiche Tipps und Anregungen finden, um deinem Kind das Einschlafen zu erleichtern.