Schlafmittel fürs Baby und Kleinkind – ein bedenklicher Trend

Babys nicht mit Medikamenten zur Ruhe bringen

Schlafmittel fürs Baby
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Immer häufiger wird berichtet, dass Eltern vermehrt zu einem Schlafmittel fürs Baby oder Kleinkind greifen. Experten sehen darin einen sehr bedenklichen Trend, der sicher nicht zur Nachahmung dienen sollte. Schließlich ist es weder ungewöhnlich noch unnormal, wenn Kinder und vor allem Babys nachts unruhig schlafen und regelmäßig erwachen. Doch was hat es mit diesem Trend eigentlich auf sich?

Babys Schlaf – anders als der Schlaf der Eltern

Ein Baby schläft je nach Alter etwa 15 Stunden am Tag, wobei die Länge des Nachtschlafs im Laufe der Monate immer mehr zunimmt und sich allmählich ein Tag-Nacht-Rhythmus bildet. Anfangs, wenn dein Kind gerade auf der Welt ist, verschläft es eigentlich beinahe den ganzen Tag. Es kennt noch keine Tages- und Nachtzeiten. Diese musst du ihm näher bringen. Im Laufe der Wochen und Monate wird das Neugeborne aber lernen, den Schlaf immer mehr auf die Nacht auszudehnen, tagsüber dafür mehr wach zu sein.

Hebammen und Kinderärztinnen empfehlen, ab dem dritten Lebensmonat mit der Etablierung des Schlafrhythmus zu beginnen. Im Alter von etwa sechs Monaten können die meisten Kinder dann in der Nacht längere Zeit durchschlafen.

Wenn das eigene Baby allerdings abends nicht zur Ruhe kommen kann, unruhig schläft, immer wieder aufwacht und somit auch die Eltern nicht ihren dringend benötigten Schlaf bekommen, kann sich ein ungünstiger Teufelskreis einstellen. Das Kind wird durch den Schlafmangel immer fordernder und angestrengter und die Eltern reagieren durch die Übermüdung negativ auf das Kind, wodurch dieses noch schlechter in den Schlaf findet.

Ein „Problem“ ist vielleicht darin zu finden, dass es heute üblich ist, früher wieder in den Beruf einzusteigen. Viele Kleinkinder gehen bereits mit 12 Monaten oder sogar früher in die Krippe oder zur Tagesmutter. Im Gegensatz zu früher muss oder möchte Mama nach der Elternzeit schließlich wieder fit und vital auf der Arbeitsstelle erscheinen. Wenn das Kind in diesem Alter dann aber noch immer nicht durchschläft (und das ist die Regel), kann es natürlich schnell zum Problem kommen. Denn morgens klingelt eben der Wecker, egal ob die Familie gut oder schlecht geschlafen hat. Einige Eltern suchen aus der Verzweiflung heraus dann nach Mitteln, die den Schlaf des Kindes fördern sollen.

Selbstmedikation bei Schlafstörungen des Babys

Einige Eltern versuchen sich in diesem Falle an einer Selbstmedikation mit Mitteln, die in den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus des Babys eingreifen. In der Regel handelt es sich dabei nicht um ausgewiesene Schlafmittel fürs Baby, sondern um Medikamente, die bei anderen Symptomen, etwa Husten oder Übelkeit gegeben werden. Einige dieser Mittel haben eine sedierende Wirkung, die die Kinder scheinbar unkompliziert zur Ruhe kommen lässt.

Gerade Medikamente mit der Substanz ‚Doxylamin‘ werden in Online-Foren als besonders wirksam beschrieben und sind in der Apotheke oder auch im Online-Handel ohne Rezept erhältlich.

Auch wenn die stillende Mutter auf diese zurückgreift, um ihre eigene Erschöpfung und Schlafprobleme besser zu meistern, können die Wirkstoffe über die Muttermilch vom Kind aufgenommen werden und sich ungünstig auf den Organismus auswirken.

Gefahren durch Schlafmittel fürs Baby

Die KASK, die Kommission für Arzneimittelsicherheit im Kindesalter der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin macht immer wieder auf die möglichen Gefahren der Verwendung von Schlafmitteln für Babys aufmerksam. Auch in einer Ausgabe des Ärzteblattes wird über die Gefahr von Arzneimitteln mit AH1G-Gehalt, die oft wegen ihrer sedierenden Wirkung von Eltern zur Schlafregulation des Babys genutzt werden, aufgeklärt und auf mögliche Risiken hingewiesen. Hier wird angemerkt, dass in anderen Ländern, wie etwa Frankreich, ein Einsatz von diesen Arzneimitteln bei Babys bereits kontraindiziert wurde und dieser Umgang auch in Deutschland gewünscht ist.

Die bayerische Ärztin und Gesundheitsministerin Melanie Huml warnt davor, dass viele der Mittel, die in den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus eingreifen, eine uneingeschränkte Entwicklung des Kindes beeinträchtigen, da diese sich nicht mehr erholen können. Sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit und Entwicklung kann dadurch beeinträchtigt werden. Zudem bestehe die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit und auch innere Organe könnten durch den Medikamentenmissbrauch geschädigt werden.

Neben diesen Gefahren besteht bei der Selbstmedikation auch das Risiko der Überdosierung. Hyperkinetische Bewegungsstörungen, Krämpfe, Herzrhythmus-Störungen sowie psychische Nebenwirkungen wie Erregung, Unruhe und Angstzustände können die Folge sein und bei Gabe von Mitteln mit AH1G-Gehalt auch bei einer normalen Dosierung eintreten.

Es ist also dringend davon abzuraten, das eigene kleine Kind mit jeglicher Art von Medikamenten zum Schlafen zu bringen. Dies kann dem Kind erhebliche Schäden zuführen und zudem ändert sich an dem Problem selbst sicher nichts.

Eine Einschlafroutine für den leichteren Übergang vom Wachzustand zur Ruhe anstelle vom Schlafmittel fürs Baby

Eine angenehme Schlafumgebung, in der das Kind zur Ruhe kommen kann, ist ebenso wichtig wie eine Einschlafroutine und ein geregelter Tagesablauf. Dadurch fällt es den neuen Erdenbürgern bedeutend leichter, sich an den Wach-Schlaf-Rhythmus zu gewöhnen und abends zur Ruhe zu kommen.

Eine Einschlafroutine, die täglich gleich abläuft und aus beruhigenden Handlungen, wie Waschen, Wickeln, Füttern und Kuscheln bestehen kann, erleichtert dem Kleinen den Übergang vom Wachzustand zur Ruhe.

Dabei muss natürlich bedacht werden, dass jedes Baby seine individuellen Bedürfnisse und Vorlieben hat und es manchmal eine Weile dauert, bis das passende Einschlafritual gefunden wurde. Wer sich überfordert fühlt, sollte sich nicht scheuen, Fachpersonal und Freunde um Hilfe zu bitten anstelle an ein Schlafmittel fürs Baby zu denken. Übermüdete und erschöpfte Eltern machen im Umgang mit Babys schneller Fehler und reagieren gereizter, weshalb es essenziell ist, dass Mutter oder Vater sich neben dem Wohlbefinden des Nachwuchses auch um die eigenen Bedürfnisse kümmert. So sind alle Beteiligten entspannter und das Einschlafen gelingt auch ohne chemische Hilfsmittel.

Quellen:

http://www.aerzteblatt.de/archiv/129784

http://www.familie.de/gesundheit/schlafmittel-fuer-kinder-1090025.html

https://www.br.de/nachrichten/schlafmittel-kinder-schlafen-100.html

https://www.babycenter.de/x9052/wie-viel-schlaf-braucht-mein-baby

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